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   sei real - Version 2006
 
 
 
 
Galerie Behringer, München 2006
 
Wolfgang Hurle Musik Zeichnung Film
Sigi Siegel Musik
Uwe Oldenburg Malerei Text Stimme
 
 
In einer Ausstellung spielt eine Stunde nach der Eröffnung eine Zwei-Mann-Band einen Song, der dreißig Minuten dauern wird. Das Licht wird gelöscht, sodass nur noch eine Art Notbeleuchtung brennt. Ein Filmprojektor projiziert das Standbild eines Landschaftsaquarells in schwarz-weiss. An den Wänden hängen Bilder, eine Wandzeitung, ein Maurerbrett. Eine alte Haushaltsleiter steht im Raum. Ein weißer Papieranzug, Zettel, Stifte, Notizblock. Die Musikanten spielen bereits eine Weile, als der Mann auftritt. Er zieht sich den weißen Anzug und eine Stirnlampe an und schaltet danach die Projektoren ein. Der Mann ist, ebenso wie die zwei Musikanten, dreißig Minuten nie wirklich still. Ständig in Bewegung, brummend, summend, Geräusche machend, redend. Die Musikanten nehmen keine Rücksicht auf die Vorhaben des Mannes; ebenso nimmt dieser kaum Notiz von den Musikanten. Dennoch begegnen sich die musikalischen Bewegungen mit den projizierten Bildern und der herumstreunende Mann trifft auf die Musikanten in der Ausstellung, die sich für diese kurze Zeit auf eine dreißigminütige, ungewisse Reise begibt und die eine Zeit lang etwas Nomadisches annimmt, um danach wieder zu erstarren in einer eine Woche dauernden Ausstellung, deren Reste auf das Geschehene verweisen, historisierend zwar, aber dennoch ungenau und unvollständig wie Erinnerung.

SEI REAL! Ist nach der Performance westwind aus dem Jahr 2003 im Projektraum jenaparadies in München die zweite unmittelbare Zusammenarbeit der Musiker Wolfgang Hurle und Sigi Siegel mit dem Maler und Texter Uwe Oldenburg. Als bildende Künstler, die sich schon lange kennen, haben Hurle und Oldenburg bereits mehrfach zusammen ausgestellt und gemeinsame Projekte realisiert („schon schön hier“, Umspannwerk Singen Htwl, 1988; „Alles wird gut“, Plakataktion in München, 1989; „ Austausch und...“, Interimsgalerie der Künstler, München 1993; „Ausblick auf das geheime Zimmer“, Galerie Ursula Walbröl, Düsseldorf, 1995)
 
 
 
     
 
   
  Die Zusammenarbeit an den Aufführungen gestaltet sich jedoch völlig anders, als etwa die Umsetzung einer Ausstellung. Die wesentliche gemeinsame Vorbereitung auf eine Performance besteht darin, in kurzen Vorgesprächen einen sehr weit gefassten und inhaltlich eher losen Zusammenhang zu formulieren, auf den die Teilnehmer, ein jeder nach alleiniger Vorbereitung, für die Dauer der Aufführung improvisieren. Ausgangspunkt war bisher jedes Mal ein übergeordneter Begriff, der nicht weiter ausdiskutiert wird. Bei westwind war dies der Begriff „Film“, bei „SEI REAL!“ ist es „Hausbau“ und „Moderne“. Der jeweilige Grad der Abstimmung aufeinander bleibt offen und wird während der Aufführung von den Akteuren definiert. Das macht deutlich, dass sich unser Verfahren in den Performances eher an denen der „improvisierten Musik“ orientiert oder an Formen des Theaters und weit weniger an bildnerischen Überlegungen.

Für die Dauer der Aufführung kommen Bewegung und Klang in das ansonsten stille Ensemble „Ausstellung“, das vor der Aufführung ein anderes ist, als es danach sein wird.

Änderung durch oft ziellose Bewegung, auch dies ein Thema der sogenannten „Moderne“ und somit ein gutes Bild für die Absicht, sowohl der Ausstellung als auch der Aufführung.